Im Interview: Nadeshda Horte, Kunstschule Bünde
Interviewer: Wolfgang Pfau
Topic: Zeichnen für Anfänger!
Nun starten wir mit Zeichnen für Anfänger: Frau Horte ich bin auf die Kunstschule Bünde und auf Sie aufmerksam geworden, bei einem Besuch in der Eisdiele Originelly, in Rödinghausen.
Ich hielt einen Flyer von der Kunstschule in der Hand, dabei habe ich gedacht: „Wow“, das finde gut. Toll das es mal so was in Bünde gibt.
Ich selber wohn in Enger, da gibt es so ein Angebot überhaupt nicht.
Frau Horte, sie sind ja ziemlich breit aufgestellt, von Zeichnen über Malen bis hin zu Druckgrafik und mehr.
Wie sind Sie damals auf die Idee gekommen, eine Kunstschule zu gründen?
Wie es dazu kam, eine Kunstschule zu gründen: Vorweg, ich hatte schon immer den Wunsch Musik oder Kunst zu studieren, als ich zur Schule gegangen bin.
Mein Weg hat sich so dahin entwickelt, dass ich nach der Schule eine Ausbildung gemacht habe zur Technischen Zeichnerin und da habe ich gemerkt, ich möchte weiter studieren gehen.
Mit der Zeit hat sich heraus kristallisiert, dass es Kunst sein sollte.
Und dann habe ich auf dem zweiten Bildungsweg mein Abitur nachgeholt und bin dann Kunst studieren gegangen und hatte mir erstmal überhaupt keine Gedanken gemacht, zu wie oder was; wollte mich immer Selbstständig machen.
Die Zeit wird es schon zeigen, es wird sich schon das richtige heraus kristallisieren!
Die Kunstschule hat sich irgendwie von selbst entwickelt – von meinen Freundinnen die Kinder wollten Zeichnen und Malen lernen.
So war ich am Anfang eher reserviert: „Ob das klappt, ob ich das kann“?
Letztendlich hat es so gut funktioniert und geklappt.
Da habe ich gemerkt, wie gerne ich das mache und wieviel Spaß mir das macht.
So ist dann die Idee entstanden, wirklich eine Kunstschule zu gründen.
Die Idee habe ich nach meinem Studium umgesetzt.
Betreuen Sie in Ihrer Kunstschule Kinder, Jugendliche und Erwachsene?
In der Kunstschule ist es gemischt mit Kindern Jugendlichen und Erwachsenen.
Kinder können ab 4 Jahren in den Unterricht kommen, wenn Sie denn für 60 Minuten Sitzfleisch haben und tatsächlich mitmachen und nicht herumrennen und Blödsinn machen.
Damit man sich wirklich vernünftig um jeden Schüler kümmern kann und nicht nur um das Kind was nur herum rennt.
Das funktioniert tatsächlich, wenn ich das den Eltern vorher sage.
Ich hatte vierjährige, die wirklich super mitgemacht haben bis open End.
Ist Zeichnen für Kinder ein schwieriges Thema? Braucht man da viel Feingefühl und Empathie? Oder richten sich die Kinder eher an die Erwachsenen?
Also, beim Zeichnen für Kinder, sind die Kinder immer in den Kindergruppen.
Die Erwachsenen sind unter sich, die Kinder sind unter sich.
Ich versuche auch die Kleinen ein Stückchen unter sich zu lassen.
Weil das Lernen ziemlich unterschiedlich ist.
Da wird noch ziemlich Phantasievoll gearbeitet und dieses detailgetreu Zeichnen, das „richtig Zeichnen“, das realistische Abbilden, das kommt ja erst später.
Das ist auch recht unterschiedlich.
Ich habe Schüler die bereits mit 8 Jahren was nachahmen.
Ich habe auch Kinder die mit 10 oder 11 Jahren versuchen, was realistisch darzustellen, das sie vom Objekt zeichnen und das ganz genau machen.
Bei den kleinen ist das freier:
- Wie male ich eine Tulpe?
- Wie male ich eine Blume?
- Wie male ich einen Schmetterling?
Deswegen sind die Abstufungen extrem unterschiedlich vom Alter.
Bei den Erwachsenen ist es, dass sie das klassische Zeichnen erlernen – beinhaltet auch das Sehen lernen.
Vom Unterrichten her ist es mit den zehnjährigen das Gleiche, das ich versuche allen das gleiche zu erklären, das Sehen lernen und das Umsetzen lernen.
Dann ist es vom Unterrichten ähnlich, von der Umsetzung je nach Begabung vielleicht oder nach Verständnis, nach der Auffassungsgabe, danach hat man halt die Fortschritte.
Einfache Zeichnungen für Anfänger, was ist das zum Beispiel? Wenn man jetzt so als Anfänger mit dem Zeichnen beginnen möchte? Was ist da so die einfache Zeichnung?
Also ich fange grundsätzlich erst mit einem Sparschweinchen an.
Alle lachen hier, wenn ich zum Beispiel Schüler zum Schnuppern hier habe.
Ich habe Schüler die schon langer hier in der Gruppe sind, die lachen dann: „ho, ho – das habe ich auch gemacht“!
Wir haben letztens schon gesagt, wir könnten eine Ausstellung machen, nur mit diesen Schweinchen.
Weil absolut jeder der zu mir kommt dieses Sparschweinchen zeichnet.
Das könnten Sie sich mal auf meiner Homepage angucken: http://www.kunstschule-buende.de/
Weil sich das wirklich gut eignet, das hat sich wirklich einfach in den Jahren herausgestellt zum üben.
- Dass man die Proportionen gut üben kann.
- Dass man lernt wie man abmisst.
- Das man gut vergleichen kann:
- Wie groß ist der Körper?
- Wie hoch, wie rund oder eckig ist das Schweinchen?
- Wie groß ist die Schleife, zum Beispiel die Flügelchen?
Da sind zwei Sparschweinchen die sie sich aussuchen können.
Wenn die Proportionen stimmen, dann fangen wir mit dem Schattieren an – es eignet sich gut!
Ich hatte hier zum Beispiel in den Herbstferien einen Schüler, der wollte Autos zeichnen mit geraden Linien.
Ich kann es selber gar nicht richtig erklären, das ist sehr schwer für einen Anfänger.
Da ist eine Form mit Rundungen besser geeignet als klare und striktere Linien.
Zum Thema – Zeichnen für Anfänger – mit erzählte mal ein älterer Künstler:
„Ein Bleistift ist sowas von brutal, weil er zeigt Dir bei jedem Strich auf, was man nicht kann. Was man nur Zeichnen kann, kann man letztendlich auch nur malen“!
Teilen Sie diese Meinung?
Es kommt darauf an.
Welche Erwartungshaltung steckt dahinter?
Beim Schwerpunkt Zeichnen für Anfänger sollte das Lernen mit Freude am Erfolg verknüpft werden.
Letzt endlich kann jeder Zeichnen lernen und dies auf angenehme Art und Weise.
Gibt es denn da eine Schritt für Schritt Anleitung zum Zeichnen, von Ihnen?
Ich mache das zum Beispiel nicht, wie bei einem Portrait oder Körper zeichnen, dass man erst oval zeichnet und dann einteilt.
Ich selber arbeite nicht so.
Ich zwinge dass den Schülern nicht auf.
Ich habe manche Schüler die machen das von alleine, so lasse ich sie auch arbeiten.
Aber es ist nicht so, dass ich den Schülern sage, Du musst das jetzt so machen – dann so und dann so.
Die können, wenn wir beispielsweise sagen, wir fangen jetzt mit dem Kopf an, dass der Kopf steht.
Dann können wir weiter aufbauen.
Ich bringe den Schülern bei, wie sie ihre Körperhaltung richtig einhalten sowie mit dem Stift richtig abmessen können.
Es geht mir auch darum, dass Sie lernen von Objekten zu zeichnen und da ist es mir egal, ob sie erst den Körper oder den Kopf zeichnen.
Damit sie anschließend rausgehen können, die Natur zeichnen.
Damit Schüler wissen, wie können sie positionieren und einteilen.
Oder sogar ein eigenes Projekt umsetzen.
Einen anderen Gegenstand als Modell zu nehmen.
Später wenn das steht, dann dürfen Schüler auch Bilder mitbringen und von einer Vorlage malen.
Da gibt es Unterschiedliche Auffassungen und Methoden der Lehrenden.
Jeder macht es so wie, er es für richtig hält.
Mir ist es wichtig:
- Das die Proportionen stimmen.
- Das die Licht- und Schattenverhältnisse stehen.
- Aber die Schattierung zum Beispiel, manche arbeiten da sehr expressiv und manche sehr fein.
Ich lasse ich die Schüler arbeiten, wie sie wollen.
Ich bin der Meinung, dass ich keine kleinen Kopien von mir erziehen muss, sondern die Schüler müssen ihren eigenen Weg und ihre eigene Bildsprache finden.
Der Unterschied ist, da lasse ich die Freiheiten.
Das Zeichnen lernen ist nicht kostenlos!
Wie setzt sich da ein Kurs bei Ihnen zusammen, wenn die Schüler bei Ihnen zeichnen möchten?
Erstmal sind es die Grundlagen – vom Objekt zu zeichnen, die Proportionen besser zu zeichnen und dann folgen Schatten und Licht. Wie geht es dann weiter?
Also, die Schüler können Workshops besuchen.
Diese sind auf der Internetseite aufgeführt, da gibt es unterschiedliche:
Zum Beispiel, Reinzeichnen oder Reinmalen, je nachdem.
Normalerweise besuchen die Schüler den regulären Unterricht.
Das heißt, sie kommen hier hin und kommen in eine bestehende Gruppe und sind Anfänger.
Jeder arbeitet nach seinem Niveau und Lernfortschritt.
Wenn ein Schüler sich traut mit Malstiften oder Aquarell zu arbeiten, dann gehen wir weiter.
Ich gucke selber auch, oh das jetzt schon reicht.
Wir besprechen, ob sie sich das vorstellen können oder ob sie sagen: nein, ich will noch ein bisschen üben.
Es ist ein Unterschied, ob ich mit Kindern, Jugendlichen oder mit Erwachsenen arbeite.
Alle Fortschritte sind unterschiedlich und die Wünsche anders.
Aber, da gehe ich auf jeden Schüler individuell ein.
Es ist bei Jugendlichen zum Beispiel so, wenn wir alle zusammen ein Projekt machen, dann machen oft alle das Gleiche.
Später können sie auch wieder an ihren eigenen Projekten weiter arbeiten.
Gibt es noch zum Abschluss irgendwie einen Tipp von Ihnen, was sie einem lernenden mit an die Hand geben können?
Ich habe festgestellt, dass manche Menschen sagen, ich kann das sowieso nicht! Und dann hat sich das erledigt?
Nein ich finde, es können alle lernen, die Interesse am Zeichnen haben.
Wenn Schüler zu mir kommen, und plump gesagt: Zuhören was ich sage und versuchen es umzusetzen, wie man das ihnen zeigt.
Derweil braucht es auch einfach Zeit bis man selber versteht, was einem gesagt wird, bis man es versteht, bis man es umsetzen kann.
Es braucht ja auch Zeit bis sich das erlernte setzt.
Und dieses Sehen lernen, schult man auch.
Ich finde, wer Interesse hat kann das Zeichnen auch lernen!
Wenn man Interesse hat einfach probieren!
Einfach machen.
Und dann stellt man fest ob man es kann oder nicht oder ob man es will oder nicht.
Oft stellt man sich irgendwelche Dinge vor und ist doch überrascht, wie gut das zeichnen klappt.
Ich sehe das hier immer wieder bei meinen Schülern, auch bei den Erwachsenen.
Die fangen hier auch mit fünfzig oder über fünfzig an und sind dann sehr zufrieden und sind überrascht, dass sie das doch hinkriegen und darüber was sie für Fortschritte machen.
Jetzt noch ein bisschen Werbung in eigener Sache. Wie oft und wie kann man einen Kurs bei Ihnen buchen?
Was kostet ein Kurs bei Ihnen?
Der Kurs oder die Workshops sind unterschiedlich, viele sind bei zehn Stunden, das kostet dann Einhundertfünfzig Euro.
Sonst der reguläre Unterricht kostet Zweiundvierzig Euro im Monat.
Wenn man eine Jahrespauschale hat, dann ist das ein bisschen günstiger.
Wir haben nur drei bis vier Schüler in einer Gruppe.
Das heißt, wir haben hier eine intensive und private Betreuung.
Ich unterrichte auch bei mir Zuhause, das ist eine gemütlichere Atmosphäre.
Das ist ein anderes Lernen.
Nicht so wie in der Schule, wo man beschult wird, ob man daran Interesse hat, oder nicht.
Man ist hier weil man hier sein möchte!
Und das ist mir auch wichtig bei den Kindern, dass sie hierher kommen, weil sie es auch möchten.
Frau Horte, vielen Dank für das gute Interview: „Zeichnen für Anfänger„!